Was machen wir denn bloß mit Aristoteles, Platon und all den anderen Philosophen und klugen Denkern und Schreibern ihrer Zeit?
Wer korrigiert, streicht und formuliert sie um? All die Erkenntnisse in zweifelhafter Sprache und Formulierung?
Gibt es schon ein Ministerium? So wie in 1984?
Geschichte wird umgeschrieben und oder gestrichen, weil wir nicht mehr in der Lage sind, sie einzuordnen und vernünftig zu filtern und zu bewerten? Sie zu benennen!
Und by the way (jetzt auch noch diese pestolenten Anglizismen), wer kümmert sich eigentlich um Texte wie diesen und ihre wirklich krassen Auswüchse im undurchdringlichen Dschungel des Netzes?
Und um das Universum als Riesentümpel gespeicherter Wunschkonzerte? Ist die sprachliche Korrektheit dort nicht starker Gefährdung ausgesetzt? (Ironie!)
Jedenfalls:
Otfried Preußler soll gestrichen werden. Ein Gymnasium in Bayern will sich umbenennen.
Nun könnte man süffisant sagen, na ja, Bayern! Na ja, ein Gymnasium, die haben halt keine anderen Herausforderungen zu bewältigen. Ein kleiner, ironischer Scherz von mir. (sic!)
Das kleine Gespenst erschien nach Der kleine Wassermann, was offiziell das erste Jugendbuch von Preußler war.
Inoffiziell war es Erntelager Geyer, Preußler war in der Hitlerjugend. Erzählt hat er das erst sehr spät, offenbar zu spät. Schwerer Fehler, der jetzt behoben werden soll durch Umbenennung.
Eine Schule soll nun nicht mehr Otfried-Preußler-Schule heißen.
Wie denn? Eene-Meene-Muh Schule?
Gedankenstrich.
Wo hätte ich gestanden, damals, 1933 bis 1945 und auch danach? Im Widerstand? In der Emigration? In der Hitlerjugend, dem Bund der Mädels, Mutter mit Orden? Wäre ich eine 68er gewesen? Später. Radikal?
Und welcher Sprache hätte ich mich bedient? Hätte ich sie hinterfragt? Frage ich mich. Jetzt. Heute. Hier.
Und dann versuche ich mich an meine Kindheit und Jugend zu erinnern, an Sprache, an das Schweigen, an das, woran ich mich nicht erinnern möchte und kann, das ich nur noch ahne.
Still und unauffällig habe und hätte ich mich zu wahrscheinlich allen Zeiten durchgeschlängelt.
Gemäßigt, schüchtern und viel zu unsicher für Lautes geschweige denn Weltbewegendes.
Was weiß ich, was wissen wir denn heute, wie es war? Wir haben doch noch nicht mal die Idee eines Schimmers, was in der Nachbarschaft Sache ist. Immer öfter scheinen wir schon daran zu scheitern, uns selbst zu verstehen.
Ich schweife ab.
Gedankenstriche; sind jetzt hipp.
Aristoteles war frauenfeindlich, aus heutiger Sicht, im Gegensatz zu Platon, der seinerseits alles andere als platonisch dem Lustgewinn mit wahrscheinlich minderjährigen Jünglingen, Schülern zusprach, pädophil aus heutiger Sicht, Frauen allerdings durchaus Rechte zubilligte.
Spontan fallen mir jetzt noch Darwin ein und Humboldt und natürlich Goethe, Schiller, Tim und Struppi, Hanni und Nanni und Hedwig Courths-Mahler. (wieder ein Hauch schelmisch angefachter Ironie).
Sie alle und auch alle anderen, die heute so gerne mit oft aus dem Zusammenhang gerissenen Weisheiten zitiert werden, sind streitbar und müssen in ihrer Zeit und Kultur eingeordnet gesehen werden. Oder nicht? Eins zu Eins? En vogue.
Sachlich und genau so analytisch und ruhig hinterfragend wie die, die danach kamen und die, die heute die hellen Köpfe der Zeit sind; und Köpfinnen.
Und jetzt?
Weiterhin hoch engagiertes und akribisches Messen mit zweierlei Maß? Scheuklappen für Zeit- Geschichte, Kontext?
Mir ist bewusst, dass ich in Zeiten wie unseren, die nervös, egozentrisch und hochsensibel sind, sprachlich, psychisch, physisch ständig am Abgrund stehe mit Gedankenäußerungen wie diesen. Dass man, mensch, mit Senf nicht sparen wird, ist sowas von inkludiert.
Dann ist das so! Ich nehme eine Bratwurst dazu.
Müsste, sollte ich am Schluß eines Textes wie diesem meine Überzeugungen und Werte noch erläutern?
Vielleicht.
Aber ich verspüre eine ungemeine Lustlosigkeit, Selbstverständlichkeiten, in diesem Falle nur meine sehr bescheidenen, in den Mittelpunkt zu stellen.
Und doch noch eine Utopie naivster Prägung:
Love & Peace for ever! Und dazu eine Prise Vernunft und eine große Portion Mut und Integrität.
Geraucht oder geschnupft – egal – nur bitte rein damit. Wir haben echt zu tun! Denn die Gespenster sind riesig und es sind viele und sie entspringen nicht der längst vertrockneten Feder des Herrn Preußler.