Fünfter Frühling

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Wie albern ist das denn? Und besonders gut ist es auch nicht. Das kannst du besser. Lösch das wieder, dachte ich gestern, kurz nachdem ich Ich bin wie du veröffentlicht hatte.

Und obendrein auch noch der Erklärtext, dritter, vierter, fünfter Frühling und so.

Da waren sie also wieder, die Stimmen, die Runtermacher, die Kleinreder, die Perfektionisten, die Intellektuellen mit den schmalen Lippen.

Leben ist nicht perfekt. Frühling, egal welcher, ist es auch nicht. Zu kühl, zu verregnet, zu früh, zu spät, zu warm, zu trocken. Er ist wie er ist. Immer.

Leben ist leben mit allem. Und das ist gut so. Darin liegt die Freude! Ich meine nicht den allgemein ständig angestrebten Zustand von Glück, der vor allem dazu taugt, Teile der Wirtschaft am Florieren zu halten, den Konsum. Ich meine Lebensfreude trotz allem, mit allem.

Was mache ich, wenn sie Tumore finden, dachte ich gestern, bevor ich ins MRT geschoben wurde. Klar hatte ich Angst, und sie war nicht unbegründet. Was mache ich, wenn sie was finden?

Ich mache weiter. War die Antwort, die ich mir gab. Ganz einfach.

Und diese Einfachheit im Komplizierten, im Zweifel, im Schmerz, im Trauern, im Verzagen, in der Angst, in den Abertausenden Gedanken und Gefühlen ist es, die die Freude speist, die ich meine.

Das ist das was ich meine, wenn ich von drittem, viertem, fünftem Frühling schreibe und aus Schlagern Poesie und Interpretationen am Klavier baue.

Freude.

Es geht nicht darum, immer das Beste zu liefern. Es geht darum, immer wieder aufzubrechen. Darin liegt das Leben und darin liegt die Freude. Mal früh, mal spät, mal feucht, mal heiß. Bittersüß geht immer.

Say what you need to say
Say what you need to say
Say what you need to say
Say what you need to say
Say what you need to say
Say what you need to say
Say what you need to say
Say what you need to say

John Mayer

Heute Morgen bekam ich eine Email von Katelin, Songwriterin, bei der ich mal einen Workshop gemacht habe. Und wie zur Bekräftigung meiner Gedanken schrieb sie:

„John Mayer hat diesen Song für den Film „Das beste kommt zum Schluss“ (The bucket List) mit Jack Nicholson geschrieben. Der Song gewann einen Grammy „Best Male Pop Vocal Performance“ und wurde für den Grammy „Best song written for an motion picture“ nominiert, gewann 3x Platin, was über 3 Millionen Streams/Sales bedeutet.

  • What??? Das kann man doch nicht bringen!
  • Das ist ZU einfach!
  • Das ist doch LANGWEILIG! 8 x der gleiche Satz!
  • Hätte er sich nicht etwas mehr Mühe geben können!

Wir denken:

  • Erst wenn ich mir so richtig viel Mühe gebe, kann der Song gut werden. 
    Viel Mühe = guter Song
  • Einfach = nicht gut
  • Ich muss zeigen, was ich alles kann – das geht nicht, wenn es einfach ist
  • Einfach heisst: ich kann es einfach nicht besser

Das habe ich auch lange geglaubt, besonders als jemand, der 2 komplette Musik-Studiengänge hinter sich hat. Da geht bei mir einfach einfach nicht. Ich habe ja studiert.
Und deshalb kann ich das besser.

🔄 Ich musste lernen, umzudenken!

(
Dass heisst nicht, dass es nicht auch mal komplex werden darf – aber die Zielsetzung ist eine andere! Komplexität hat keinen per se höheren Wert an sich)

Am Rande: Der gesamte Song ist ganz einfach, nicht nur die Lyrics. Hör ihn dir mal an.
Vers und Chorus haben genau die gleicheAkkordfolge (hier in einer einfacheren Tonart aufgeschrieben) : IG   C  I Em  D   I
Und hör dir mal die Vers Melodie an… er wiederholt 4x genau das gleiche Motiv. Simple as that.

In diesem Sinne. Es ist mir eine Freude, dieses Leben, dieser Frühling.

Ich mache einfach weiter.

14 Antworten zu „Fünfter Frühling”.

  1. Avatar von Martin
    Martin

    Ich freue mich für dich!

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    1. Avatar von Christine
      Christine

      Danke! 🙏

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  2. Avatar von Stefan Kraus
    Stefan Kraus

    1❤️2❤️3❤️4❤️5❤️6❤️7❤️8❤️. Perfekt.

    Danke! 🙏

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    1. Avatar von Christine
      Christine

      Dieser herrliche Kommentar war im Spam gelandet. Sowas ist doch unglaublich.

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      1. Avatar von Stefan Kraus
        Stefan Kraus

        Und ich dachte, du hättest ihn vielleicht gelöscht und zweifelte an mir 😅 Das ist der Post, der mich neulich so aufbaute und mir die Traute zur Veröffentlichung des Finalsatzes gab… 🙏

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      2. Avatar von Christine
        Christine

        War wahrscheinlich zu viel Herz drin. 😀❤️❤️❤️

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      3. Avatar von Stefan Kraus
        Stefan Kraus

        Jo, das ist manchem Filter zu viel 😅

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      4. Avatar von Christine
        Christine

        Filter eben… sowas kennen wir nur in einfachster Ausführung, nicht wahr? 🪶

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      5. Avatar von Stefan Kraus
        Stefan Kraus

        Oder defekt oder fehlend. Ein Spam-Filter für’s Hirn wär genial! 😃

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      6. Avatar von Christine
        Christine

        Ja. Stell dir mal diese Ruhe vor…vielleicht klappt es im nächsten Leben

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      7. Avatar von Stefan Kraus
        Stefan Kraus

        Bei Musik machen wir aber eine Ausnahme, okay?

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      8. Avatar von Christine
        Christine

        Unbedingt!!!!

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      9. Avatar von Stefan Kraus
        Stefan Kraus

        🙏❤️

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  3. Avatar von Mindsplint
    Mindsplint

    „…Ich mache einfach weiter.“
    WEHE, WENN NICHT!!! 🤍💕💞💖

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